Rückruf – Königsdisziplin oder Perspektivenwechsel?

Hunde Rückruf

Was der Rückruf mit negativen Emotionen zu tun hat

Wenn der Rückruf klappt, fühlen wir uns im Zusammenleben mit unserem Hund sicherer. Wir können ihn ohne Leine laufen lassen und haben das gute Gefühl, dass wir ihm mit dem Freilauf ein schönes Leben ermöglichen können.

Was aber, wenn der Rückruf aufgrund der interessanten Außenreizlage mal nicht klappt und der Hund ins Dickicht verschwindet. Was, wenn es sogar zu einer bedrohlichen oder gefährlichen Situation eskaliert, weil der Rückruf im entscheidenden Moment vom Hund nicht ausgeführt wird.

Im ersten Moment sind wir vielleicht irritiert oder verzweifelt. Negative Lieblingsemotionen wie Scham, Wut oder Ohnmacht holen uns ein und können uns überwältigen. Wir beginnen den Freiraum des Hundes zu beschränken bis hin, dass wir das Gefühl haben ihn nur noch an der kurzen Leine führen zu können. Wir schieben die Schuld auf den Hund, die Hunderasse, sogar auf uns selbst und bewegen uns bis hin zu einer negativen Spirale aus Vorwürfen und Resignation.

Der Verlust der Kontrolle bei einem nicht ausgeführten Rückruf kann fatale Folgen für die Mensch-Hund-Bindung haben.

Im gemeinsamen Zusammenleben setzt sich immer mehr eine Spirale in Gang, die den Fokus auf die Probleme und Schwierigkeiten, die sich im Alltag ergeben, legt. Die gemeinsamen schönen, entspannten und bindenden Elemente werden aus dem Bewusstsein verdrängt. Dabei sind es genau diese bindenden Elemente, die ausschlaggebend sind für einen sicheren Rückruf.

Perspektivenwechsel im Rückruftraining

In der Hundeerziehung nutze ich deshalb gerne den „Perspektivenwechsel“. Statt den Rückruf aus der Entfernung zu mir hin zu trainieren, erarbeite ich mit meinen Kunden zu Beginn die Gesprächsbereitschaft und Zugewandtheit des Hundes in der Vertrauenszone – ganz nah beim und zum Menschen. Das ist die Basis, das ist der Grundstein jedes weiteren Dialogs.

Denn wenn der Hund in der Vertrauenszone gesprächsbereit  und mir zugewandt ist, kann ich ihm immer mehr Freiheiten und Freiräume gewähren, weil das Vertrauen auf einem sicheren Fundament steht.

Aus der Gesprächsbereitschaft in der Vertrauenszone wird die Gesprächsbereitschaft für den Freilauf erarbeitet. Nicht andersherum!

Der Hund lernt über diese Verbindlichkeit die Orientierung zum Hundehalter aufzubauen und zu festigen. Auf eine feine Ansprache mit seinem Namen ist der Hund jederzeit bereit sich seinem Halter zuzuwenden und ihm zu folgen. Eines militärischen Rückrufkommandos braucht es dafür nicht.

Dafür kann es notwendig sein, den Hund eine Zeitlang an der Leine zu führen. Die Leine dient dabei weniger der Einschränkung und Kontrolle als der notwendigen Sicherheit im Alltag – ähnlich einer Mutter, die ihr Kind an die Hand nimmt.

Wie du den Grundstein für einen sicheren Rückruf legst

Alles beginnt mit Achtsamkeit und Wahrnehmung. An welchem Punkt steht du und dein Hund als Team?

Beginne damit, die Gesprächsbereitschaft deines Hundes in deiner unmittelbaren Nähe abzufragen. Reagiert er auf seinen Namen – unmittelbar und dir zugewandt? Bleibt er stehen, wenn du stehen bleibst? Nimmt er dich wahr, wenn du ohne Ankündigung die Richtung oder das Tempo wechselst? Jedes Hunde-Mensch-Team steht hier an einem anderen Punkt. Nimm euren Status nur wahr, ohne zu bewerten.

Im nächsten Schritt baust du Verbindlichkeit an der Leine auf. Ist dein Hund durch einen leichten Außenreiz abgelenkt, sprich ihn freundlich mit seinem Namen an. Reagiert dein Hund und wendet sich dir zu, lade ihn mit einer weichen Körperhaltung zu dir in deine unmittelbare Nähe ein. Schenke ihm eine liebevolle Geste, wie z.B. eine sanfte Streicheleinheit.

Ist dein Hund durch den Außenreiz zu sehr abgelenkt und zeigt keine Reaktion, solltest du ihn in seinem Verhalten unterbrechen bzw. stören. Du kannst ohne Druck ein wenig an der Leine wackeln, mit dem Fuß deutlich hörbar aufstampfen oder auch entschlossen “Hey” sagen. Was dein Hund als Unterbrecher bzw. Störung empfindet, kann ganz unterschiedlich sein. Wendet sich dein Hund dir daraufhin zu, schenke ihm , als nächsten Zug von deiner Seite, eine herzliche Einladung in deine Vertrauenszone.

So baust du Verbindlichkeit in der Ansprache zum Hund – und damit auch im Rückruf – auf.

Für deinen Hund sollte es zu einer selbstverständlichen Antwort werden, sich dir zuzuwenden, wenn du ihn ansprichst.

Wichtig ist, du solltest von deiner eigenen Umsetzung überzeugt sein. Ein halbherziger, zögerlicher Unterbrecher führt zu Missverständnissen und Frust auf beiden Seiten der Leine. Das Ziel im Einsatz mit Unterbrechern ist es, dass du mittelfristig keine mehr im Dialog mit dem Hund brauchst.

Bleibe freundlich und verbindlich im Dialog

Der Schlüssel in diesem verbindlichen Dialog liegt darin, dass du deinem Hund immer freundlich zugewandt bist. Wenn dein Hund also auf den Unterbrecher nicht reagiert, liegt es an dir zu analysieren, woran es gelegen hat.

  • War die Außenreizlage als Konkurrenz zu deinem Unterbrecher zu groß?
  • War der gewählte Unterbrecher der Richtige für deinen Hund?
  • War dein Timing und deine Intensität angemessen?

Werde nicht aggressiver, sondern verbindlicher, klarer und eindeutiger. Wichtig bei diesem Aufbau ist, dass wir dem Hund eine Hilfestellung geben, was wir konkret von ihm wollen. Nämlich einen zugewandten Gesprächspartner, der jederzeit und in jeder Entfernung bereit ist die Signale die wir senden wahrzunehmen. So ist für jeden weiteren Schritt im Aufbau eines sicheren Rückrufs die Gesprächsbereitschaft deines Hundes die Basis für den Erfolg.

Der Rückruf ist somit keine Königsdisziplin, sondern ein gemeinsamer Weg aus Verbindlichkeit und Zugewandheit.

Mehr dazu findest du unter Angebote & Preise. Hast du noch weitere Fragen oder Interesse an einem Erstgespräch, schreibe mir gerne eine Nachricht über das Kontaktformular.

Hunde Rückruf Bild: ©averyanova/depositphotos.com

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Agnieszka Gajda
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